19August
2020

Nur noch einmal schlafen

Mein Telefon blinkt. Ich habe eine lange koreanische Nachricht. Das Gesundheits-zentrum hat geschrieben. Morgen um 12:00 Uhr darf ich wieder raus. Juhuu! Sie bedanken sich bei mir, dass ich die Quarantäne-Zeit so gut durchgehalten habe und vermuten, dass es sehr schwierig gewesen sein muss.

Ich setze mich gleich an den PC und schaue nach, was man In Hongdae (der Bezirk, in dem ich wohne) alles erkunden kann. Zwei große Parks gibt es und allerlei Boutiquen und Restaurants. Meine Vermieterin schickt mir ein paar Restauranttipps, wo man alleine hingehen kann und wo das Essen nicht ganz so scharf ist.

In Korea ist es untypisch, alleine essen zu gehen, viel lieber wird zusammen gegessen. Es gibt sogar Restaurants in denen Bestel-lungen erst ab zwei Personen ent-gegengenommen werden. Anderthalb Stunden schaue ich mir auf Youtube Videos an ... “Bestellen auf Koreanisch“ ... “5 Fehler die Touristen machen“ ... und mache mir eifrig Notizen. Was ich zum Beispiel nicht wusste, ist, dass es unhöflich wäre, das Geld zum Bezahlen auf den Tisch zu legen. Stattdessen gibt man es in die Hand. Bezahlt wird oft auch nicht am Tisch, sondern in der Theke.

Isst man mit (viel) älteren Personen, dann beginnt man nicht mit dem Essen, sondern wartet, dass der andere anfängt. Man schenkt sich auch nicht selbst Getränke ein und soll darauf achten, dass die anderen stets volle Gläser haben. Und die Flasche beim Einschenken nie mit einer Hand festhalten, weil das unhöflich wäre.

Mir schwirrt ein bisschen der Kopf. “Vielleicht sollte ich doch lieber Essen online bestellen.“, denke ich, während ich mir im Bett meine Notizen durchlesen. Aber dann würde ich das Ess-Erlebnis im Restaurants verpassen und das wäre doch schade. Also heißt es wohl Augen zu und durch!