31Dezember
2020

Ein Jahr geht zuende

Ein Jahr geht wiedermal zu ende. Verrückt wie schnell die Zeit vergeht. Ich bin jetzt schon seit fast 5 Monaten in Korea und es bleiben nur noch drei weitere Wochen bis es wieder nach Hause geht. Für viele ist es ein sehr anderes Jahr gewesen. Ein Jahr voller Ungewissheit und Sorge. Ein Jahr mit weniger Umarmungen und Kontakten. Für mich war es jedoch ein sehr ereignisreiches Jahr.

Im März hatte ich die Gelegenheit in Würzburg im Labor zu arbeiten und meine Masterarbeit zu beginnen. Ich hatte angergierte Professoren, die mir im Beginn der Corona Zeit ein Mikroskop besorgt haben und es zu mir nach Hause gebracht haben, damit ich meine Analysen weiter durchführen kann.

Im April konnten wir nicht wie geplant nach Marokko fahren, das musste auf ein anderes Jahr verschoben werden. Aber ein kleinen Vater-Töchter Trip in Deutschland haben wir trotzdem machen können. Auch wenn mein Arm von der Tetanus Impfung so angeschwollen war, dass meine lieben Schwestern für mich Paddeln mussten.

Ich konnte durch das viele zu Hause sein, neue Rezepte ausprobieren. Manche mehr manche weniger gut. Habe mich in Yoga versucht und es geschlagene drei Wochen durchgehalten bevor ich das Interesse verloren habe. Viele neue Bücher und Filme sind erschienen, die ich mit Freude gelesen und gesehen habe. Genauso habe ich gefallen an der Aquarell Malerei gefunden und ein bisschen mit Farben und Pinseln experimentiert.

Und dann bin ich alleine nach Korea gereist. Mein erster Langstreckenflug. Die Panik nicht alles in den Koffer zu bekommen. Mit Mama den Koffer viermal neu Packen, weil er zu schwer ist. Drei Tage von Tütensuppen leben, weil es doch kein Versorgungspaket während der Quarantäne gab. Paläste, Tempel, Seen, Parks und vieles mehr besuchen und bestaunen können.

Das Jahr endet und obwohl es doch anders war als die davor, war es doch ein Jahr voller Freude, voller Staunen, Aufregung und Abendteuer. Ein Jahr das ich so schnell nicht vergessen werden.

So genug sentimentales Gequatschte jetzt von mir. Der Countdown zeigt noch 21 Minuten an. Für euch sind es noch acht Stunden und ein paar zerquetschte bis zum Jahreswechsel. Aber trotzdem euch allen schon mal ein Frohes Neues Jahr! Rutscht gut rein! Ich hab euch lieb!

Eure Lena

03Oktober
2020

der letzte Tag in Busan

„Von wegen kleiner Spaziergang.“, murre ich vor mich hin und erklimme die gefühlt tausendste Stufe. Was mir als kleiner Morgen Spaziergang versprochen wurde, stellt sich inzwischen als anderthalbstündige Wanderung heraus. Ich bin komplett durchgeschwitzt (siehe unglücklicher Gesichtsausdruck auf Foto 1). Und zu allem Über ist die Aussichtsplattform auch noch gesperrt. Abgesehen von Bäumen sehen wir nicht viel. Prima! Stattdessen laufen wir zum Wasser hinunter. Und schlagartig verbessert sich meine Laune, denn der Ausblick ist toll. Der Wind auf meinem Gesicht vertreibt meine kleinen Runzel-Falten und für einen kurzen Moment nehme ich die Maske ab und genieße die frische Luft.

Halb verhungert schlinge ich die Reissuppe hinunter. Ein Koreaner schaut uns belustigt zu. „Woher kommt ihr denn?“, fragt er uns gutmütig auf Koreanisch. Ich halte in meinem Schlingen inne und antworte ihm im gebrochenen Koreanisch. „Meine Freunde kommen aus Dänemark und Frankreich und ich aus Deutschland“.

„Ohhh und ihr studiert hier?“, gibt er interessiert zurück.

„Ja, an der Seoul National Universität.“, antworte ich ihm lächelnd.

Aufgeregt wendet sich der Mann seiner Familie zu und flüstert ihnen etwas zu. „Das ist mein Sohn!“, gibt er dann stolz zu und zeigt auf einen jungen Mann der so aussieht als würde er am liebsten im Boden versinken.  „Er ist noch unverheiratet.“, fügt der ältere Mann hinzu und schaut uns bedeutend an. Ich verschlucke mich fast an meiner Suppe und versuche nicht laut los zu prusten. Besagter Sohn lächelt uns beschämt zu und wir nicken höflich zurück.

Etwas später treffen wir die anderen zwei Mädels in der Gamcheon Culture Village. Hier reihen sich eine Vielzahl bunter Häuser anneinander. Es ist ein wahrer Fotomagnet. Zeit für die vielen kleinen Boutiquen haben wir leider nicht, denn wir sind mit unseren Koreanischen Buddys verabredet. An schlafen wird heute auch nicht gedacht, denn um 5 Uhr fährt bereits unser Zug. Stattdessen vertreiben wir uns unsere restliche Zeit mit Karaoke. Fasziniert beobachte ich unsere Koreaner wie sie voller Inbrunst ins Mikrophon singen. Schräge Töne werden hier beklatscht und traurige Balladen zum Besten vorgetragen.  Für Menschen mit sensiblen Ohren ist das nichts, denn hier wird es laut.

Um sechs Uhr morgens sitzen wir dann im Zug zurück nach Seoul. Während die anderen schlafen beobachte ich wie die Landschaft an uns vorbeizieht. Nebenbei höre ich Harry Potter Musik. Fast kann ich mich vorstellen selbst auf dem Weg nach Hogwarts zu sein.

02Oktober
2020

Ein unwillkommener Gast

Laut prasselt mir das heiße Wasser ins Gesicht. Nach einer langen Stadtwanderung ist eine heiße Dusche genau das, was ich brauche. Lautes Gekreische reißt mich aus meinen Gedanken. Vor Schreck fällt mir glatt die Shampoo Flasche aus der Hand. Wie erstarrte lausche ich den Geräuschen. Das Kreischen steigert sich um mehrere Oktaven und ich kann Fußgetrappel und ein seltsames Klatschen hören. „Werde ich jetzt nackig in der Dusche ermordet?“, frage ich mich und taste suchend nach meiner Brille. Bei einer Stärke von -4, dauert es eine Weile sie zu lokalisieren. „So will ich definitiv nicht von dannen gehen“, denke ich und schaue mich nach einer plausiblen Verteidigungsmethode um. Shampoo Flaschen…..Handtuch….Duschkopf….. nicht optimal, aber besser als nicht. Während ich mich in mein Handtuch wickle ertönt im Nebenraum hysterisches Gekicher. „DA IST SIE!!! MACH SIE WEG……MACH SIE WEEGGGG!“, schreit eines der Mädchen. Ich muss grinsen. Wahrscheinlich hat sich eine Spinne oder ein Käfer in unser Haus verlaufen. Vor mich hin kichernd drehe ich den Duschkopf wieder an. Ich werde definitiv noch eine Weile unter der Dusche bleiben. Und erst wieder das Bad verlassen, wenn die Mädels den Übeltäter gefunden und zur Strecke gebracht haben. Auch wie schön ist es doch nicht alleine wohnen zu müssen.  

01Oktober
2020

Meer und mehr

Wie Hypnotisiert starre ich auf das japanische Meer. In seinen blau- und Grüntönen ist das Wasser schöner als jeder Edelstein. Sonnenstrahlen werfen eine schimmernde Decke auf die Wasseroberfläche. Der HAEDONG YONGGUNGSA TEMPEL könnte nicht schöner gelegen sein. Wenn man jeden Morgen so einen Ausblick hat, ist Mönch sein doch gar nicht so übel. Abgesehen natürlich von den morgendlichen Gebeten um drei Uhr nachts.

Den Nachmittag über sonnen wir uns faul auf dem Haeundae Strand. Im Sommer, so heißt es, kommen hier satte 8 Millionen Menschen her um sich zu sonnen und zu baden. Glücklicherweise haben wir einen weitestgehend leeren Strand und die Abstandsregeln können ohne Probleme eingehalten werden. Glücklich buddle ich meine Füße in den Sand und schaue mich nach glitzernden Steinen und Muscheln um. Im Gegensatz zu unserer Ostsee kommt mir das Wasser um diese Jahreszeit lauwarm vor.  Die anderen Mädels sind jedoch nicht meiner Meinung und kreischen nach einer kurzen Berührung mit dem Wasser lautstark auf. Auch bei Nacht ist ein Besuch zum Strand lohnenswert. Die Gwangan Brücke schimmert in weiß-violettem Licht und ein kleines Boot schießt Feuerwerke in die Luft. Sehr romantisch.

30Sept
2020

Achtung Fisch

Soweit das Auge reicht Fisch. Fisch, Krabben und schleimig aussehende Würmer schlängeln sich durch das seichte Wasser der Aquarien. Als Hafenstadt ist Busan für seine Meeresfrüchte bekannt und der Fischmarkt ist dementsprechend riesig. Doch während meine Freunde sich ihre Delikatessen aussuchen gehen schaue ich mich nach einem anderen Restaurant um. Fisch ist halt nicht so meins. Etwas ziellos schlendern wir durch die Straßen. Auch in Busan wird man auf der Straße sehr offensichtlich angestarrt und nicht selten winken uns Kinder zu und begrüßen uns auf Englisch. Etwas befremdlich ist das schon, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Den Sonnenuntergang beobachten wir vom Busan Tower und mit dem Blick aufs Meer und den vielen Lichtern ist es ein wirklich schöner Anblick.

29Sept
2020

Auf nach Busan

„Määädels der Bus kommt!“, ruft Chee und soweit es mit unseren schweren Rucksäcken geht, rennen wir zur Bushaltestelle. Die Busse hier in Korea warten so gut wie nie auf einen. Alles muss „Palli Palli“ (schnell schnell) gehen. Und festhalten sollte man sich immer, denn die Busfahrt vom Unicampus zur U-Bahn ähnelt einer Achterbahn. Nur ohne Sicherheitsgurt halt.

Unser Ziel heute ist Busan, die zweitgrößte Stadt Koreas. Busan befindet sich an der südöstlichen Küste der Koreanischen Halbinsel. Gelegen am Japanischem Meer und von einer Bergkette umgeben bedeutet der Name Busan in etwa „Kesselberg“.

Für die Anfahrt haben wir die günstigste Variante gewählt. Das recht sich jedoch in der Anfahrtszeit. Geschlagene sechs Stunden sind wir unterwegs und ich konnte nicht ein Auge zu machen. Um drei Uhr morgens verlassen wir den Bus und müssen im Dunkeln einen Berg hochstapfen. Wir alle sind müde, hungrig und erschöpft. Schwerbepackt einen Berg hochzulaufen hebt unsere Stimmung nicht besonders, aber In der Airbnb angekommen sind doch alle zufrieden. Es ist klein, aber fein und eine lange heiße Dusche lässt mich die Busfahrt schnell wieder vergessen.

28Sept
2020

Taxi Fahrt

Angsterfüllt halte ich die Hand von Chee. Wir müssen ein Taxi nehmen, weil nach Mitternacht die U-Bahn nicht mehr fahren. Aber ich wäre lieber 3 Stunden nach Hause gelaufen, statt hier mein Leben zu riskieren. Den Satz der Kunde ist König scheint man hier anders zu verstehen. In einem Affenzahn braust unser Fahrer durch die Straßen und legt bei jeder roten Ampel eine Vollbremsung hin. Ich fühle mich wie in einer Achterbahn. Am schlimmsten sind die kleinen Huckel, über die unser Taxi regelrecht fliegt und die meinen Magen wild durch meinen Körper hopsen lassen. "Ich glaub mir ist schlecht", wisperst mir Chee zu. Entsetzt starre ich sie an. "Bitte nicht kotzen", denke ich und halte ihre Hand fester. Verärgert, dass das Auto vor uns nicht bei Grün sofort aufs Gas drückt, betätigt unser Fahrer mehrfach die Hupe. „Bitte lass diese Fahrt ohne Unfall enden“, bete ich mit geschlossenen Augen. Wieder auf festen Boden angekommen bedanke ich mich bei allen koreanischen Schutzgeistern und wanke auf wackeligen Beinen nach Hause. So schnell möchte ich nicht wieder Taxi fahren!

27Sept
2020

Bukchon Hanok Village (북촌한옥마을)

Heute ist der Geburtstag von Izzy. Als Geschichtsstudentin möchte sie sich etwas Historisches anschauen.  Nach einem leckeren Geburtstagsbrunch begeben wir uns in das Hanok Dorf. Traditionellen Häuschen und engen verwinkelten Gassen reihen sich hier aneinander. Tatsächlich wohnen hier aber Leute, weshalb an den Ecken Koreaner stehen und uns darauf hinweisen leise zu sein. Das zerstört die Magie des Ortes etwas, aber sehenswert ist es allemal. Auch das Hanok Dorf scheint ein beliebter Ort für Paare und Fotomotive zu sein. Nicht selten schlendern Paare im Hanbok und mit Selfie Stick umher. Die Atmosphäre in einem Foto einfangen kann ich leider nicht, denn ständig laufen mir Menschen in das Bild. Aber glücklich schätzen kann ich mich trotzdem. Momentan kommen soweit ich weiß nur Menschen mit einem Langzeit Visa ins Land. Was mir jetzt wie viele Menschen vorkommt, ist normalerweise von Touristen geradezu überlaufen. Ein kleiner Bonus von Corona.

Eine belebtere Version des Dorfes ist nur ein paar Straßen weiter zu finden. Hier reiht sich ein ausgefallenes Restaurant an ein anderes. Wasserfällen, Schwimmbecken, Blumengirlanden und wahre Pflanzendschungel blicken einem entgegen. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Ich habe noch nie so viele Restaurants auf einem Fleck gesehen. Im Dämmerlicht wird alles noch romantischer. Die Koreaner scheinen wahre Meister im Schaffen von Romantischen-Orten zu sein.

 

21Sept
2020

Sternenstaub

Etwas müde verfolge ich den Unterricht. Entstehung von Sternen und Planeten. Als der Professor jedoch anfängt ellenlange Formeln zu erklären schweife ich ab. Ich hätte Lust zu Ikea zu fahren und mein Zimmer zu dekorieren. Aber Geld für etwas auszugeben, dass später nicht in meinen Koffer passt ist wahrscheinlich sinnlos. Es gibt hier nur so unglaublich viele ästhetische Sachen. vielleicht kann ich ein oder zwei Postkarten an die Wand kleben. "Zum Abschluss kann ich euch noch eine romantische Geschichte erzählen", ertönt die Stimme meines Professors aus meinem Computer. Mit neu erwachtem Interesse wende ich Ihm meine Aufmerksamkeit zu. "Bis heute wissen wir nicht genau, wie Leben entstanden ist. Aber während Supernovas und Sternenfusion sind Elemente hervorgegangen, aus denen auch wir entstehen. Also kann man sagen wir sind aus Sternenstaub gemacht", erklärt er uns. Eine romantische Vorstellung. Ich muss schmunzeln. Das vergeht mir aber wieder nachdem ich den Wäscheberg neben meinem Schreibtisch sehe. Willkommen in der Realität Sternenstaubmädchen. 

19Sept
2020

Ein Tag im Palast

Einen Ort den man unbedingt in Seoul besuchen muss, ist der Palast. Oder besser gesagt einen der Paläste, denn es gibt mehrere. Genau das haben wir heute vor. Wir entscheiden uns für den Gyeongbokgung Palast (경복궁). Erbaut in 1395 ist der nördlichste Palast, der größte sowie einer der schönsten fünf Paläste. Ein Geheimtipp, um kostenlos in den Palast zu kommen, ist das Tragen eines Hanboks.

Ein Hanbok ist die traditionelle Kleidung Koreas, der heute noch zu festlichen Anlässen wie Hochzeiten oder Feiertagen getragen wird. Mit meiner Mädels Gruppe spazieren wir in einen Hanbok-Verleih. Die Ladenbesitzerin begrüßt uns begeistert. Überall hängen lange Röcke in allen möglichen Farben und Mustern von der Decke. Die Auswahl ist schier unglaublich. Ich entscheide mich letztendlich für einen Blauen Rock mit Gold Verzierungen und weißen Blumen. Die Ladenbesitzerin wählt eine passende Bluse aus und hilft uns beim Überstreifen der Reifröcke. Es ist tastsächlich sehr bequem und luftig genug für das warme Wetter. Der Rock ist vielleicht etwas kurz, denn man kann meine Sandalen sehen, aber das ist immer noch besser als die Turnschuhe, die andere dazu tragen. Wir bekommen noch eine passende Tasche in die Hand gedrückt, ein mit Ornamenten verzierten Haarreifen und los geht’s.

Acht Ausländische Mädchen in farbenfrohen Hanboks sind nun wirklich ein Anblick. Schnatternd laufen wir durch das Palastgelände. Ich muss zugeben, soviel habe ich tatsächlich nicht vom Palast gesehen, denn wir haben fast nur Fotos voneinander gemacht. Vor den grün-rot bemalten Mauern und Pavillons posieren wir und werden nicht selten von anderen Touristen gefragt mit ihnen Fotos zu machen. Während wir mit hochgerafften Röcken einige Treppenstufen erklimmen, werden wir auch von einem Fotographen angesprochen. Ob er uns nicht fotografieren dürfte fragt er uns. Wir stimmen zu und nehmen am Ende wirklich schöne Fotos mit. Am Nachmittag will ich den Hanbok gar nicht mehr ausziehen, so gut hat er mir gefallen. Eine wirklich schöne Erinnerung.