25August
2020

Ferrero Rocher statt Reiskuchen

Ein leises Piepen ertönt draußen vor meiner Zimmertür. Ich bleibe reglos stehen und lausche. Da! Jemand kommt zur Tür rein. Aufgeregt kniee ich mich vor den Spiegel und kämme mir noch schnell die Haare. Sitzt alles? Jup! Ich nehme die Rocher und bleibe vor meiner Zimmertür stehen.  

Wenn man in Korea umzieht, dann begrüßt man seine Nachbarn normalerweise mit Reiskuchen. Auf die Schnelle habe ich keinen Reiskuchen gefunden, dafür aber Rocher. Fängt auch mir R an. Nun gut, ihr werdet jetzt vielleicht sagen, dass Rocher nicht typisch deutsch ist, aber es kommt aus Europa und sieht edel aus!

Ich warte ein paar Minuten, um meine Mitbewohnerin nicht zu überfallen, aber als ich höre, wie in der Küche rumgewuselt wird, öffne ich langsam die Tür. “안녕하세요. 만나서 반갑습니다.“, begrüße ich das Mädchen und verbeuge mich leicht. Meine Mitbewohnerin heißt Na Yeong und sie ist wirklich supernett. Nach einer kurzen Vorstellung setzen wir uns an den großen Küchentisch und quatschen in einem Kauderwelsch aus Englisch und Koreanisch miteinander.

“Wie heißt denn das andere Mädchen, mit dem wir zusammenwohnen“, frage ich Na Yeong interessiert. “Tatsächlich wohnen wir hier zu viert“, antwortet sie mir grinsend. "Zwei Mädchen teilen sich den dritten Raum.“ Erstaunt schaue ich sie an. “Ich muss wohl ein Glückspilz sein.“, überlege ich still. „Zu viert wird es hier bestimmt nicht langweilig.“ Als ich sie nach den Namen der beiden anderen Mädchen frage, schaut mich Na Yeong etwas verschämt an. “Die weiß ich gar nicht. Die beiden zwei sehe ich wirklich nur sehr selten und sie scheinen sehr schüchtern zu sein.“

Nachdenklich schaue ich Na Yeong an. Dann greife ich zu Papier und Stift und fange an, koreanische Buchstaben auf das Papier zu kritzeln. “Süß“, bemerkt Na Yeong lachend und tippt mit dem Finger auf ein paar Rechtschreibfehler.  Mit ihrer Hilfe verfasse ich einen kleinen Text auf Koreanisch. “Hallo, ich heiße Lena und komme aus Deutschland. Es freut mich sehr,  euch kennenzulernen. Habt ihr Lust, in nächster Zeit zusammen mit mir etwas zu essen? Ich würde ein deutsches Gericht kochen.“, schreibe ich, in der Hoffnung, meine anderen zwei Mitbewohnerinnen aus der Reseve zu locken. Zufrieden platziere ich Zettel und Süßigkeiten vor ihrer Zimmertür. 

Mein Herz kann man immer mit Essen erobern. Ich hoffe, dass es bei den zwei Koreanerinnen nicht anders sein wird.