10August
2020

Die koreanische Abwassermücke

Mindestens sechs Spinnen zähle ich in meinem Zimmer. Die meisten sind sehr klein und einfach zu ignorieren, aber in meinem Bad sitzt eine Opa-Langbein-Spinne. “Es tut mir schrecklich leid, aber du musst leider weg“, erkläre ich ihr, als ich mir die Zähne putze. “Gestern Nacht hat mich doch wirklich eine Mücke gestochen“, sage ich und schaue sie kritisch an. "Ich habe dich leben lassen, damit du dich um Krabbeltiere und Mücken kümmerst. Ich dachte, wir haben einen Deal!“ Die Spinne (oder Fritz, wie die Tierchen früher in unserer Familie genannt wurden) schweigt. Wahrscheinlich hat er ein schlechtes Gewissen.

Als ich Papa bei unserem Telefonat erkläre, dass ich Fritz wahrscheinlich mit dem Duschkopf wegspritzen werde, ist er empört. “Nimm dir ein Glas und bring sie raus.“, rät er mir. “Nee“, antworte ich, "dann muss ich zu nah an die Spinne ran. Außerdem sind hier überall Fliegengitter an dem Fenster. Ich kann sie gar nicht rauswerfen." "Aha, und wie kommt die Mücke dann in dein Zimmer rein?", will  Papa wissen. “Wahrscheinlich durch den Abfluss oder irgendwelche Ritzen.“, sage ich leichthin. Papa bricht in schallendes Gelächter aus. “Die koreanische Abwassermücke!“, kichert er und lässt sich das gleich mit Google auf Koreanisch übersetzten. Ich rolle mit den Augen, muss aber doch ein bisschen schmunzeln.