Berichte von 09/2020

30Sept
2020

Achtung Fisch

Soweit das Auge reicht Fisch. Fisch, Krabben und schleimig aussehende Würmer schlängeln sich durch das seichte Wasser der Aquarien. Als Hafenstadt ist Busan für seine Meeresfrüchte bekannt und der Fischmarkt ist dementsprechend riesig. Doch während meine Freunde sich ihre Delikatessen aussuchen gehen schaue ich mich nach einem anderen Restaurant um. Fisch ist halt nicht so meins. Etwas ziellos schlendern wir durch die Straßen. Auch in Busan wird man auf der Straße sehr offensichtlich angestarrt und nicht selten winken uns Kinder zu und begrüßen uns auf Englisch. Etwas befremdlich ist das schon, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Den Sonnenuntergang beobachten wir vom Busan Tower und mit dem Blick aufs Meer und den vielen Lichtern ist es ein wirklich schöner Anblick.

29Sept
2020

Auf nach Busan

„Määädels der Bus kommt!“, ruft Chee und soweit es mit unseren schweren Rucksäcken geht, rennen wir zur Bushaltestelle. Die Busse hier in Korea warten so gut wie nie auf einen. Alles muss „Palli Palli“ (schnell schnell) gehen. Und festhalten sollte man sich immer, denn die Busfahrt vom Unicampus zur U-Bahn ähnelt einer Achterbahn. Nur ohne Sicherheitsgurt halt.

Unser Ziel heute ist Busan, die zweitgrößte Stadt Koreas. Busan befindet sich an der südöstlichen Küste der Koreanischen Halbinsel. Gelegen am Japanischem Meer und von einer Bergkette umgeben bedeutet der Name Busan in etwa „Kesselberg“.

Für die Anfahrt haben wir die günstigste Variante gewählt. Das recht sich jedoch in der Anfahrtszeit. Geschlagene sechs Stunden sind wir unterwegs und ich konnte nicht ein Auge zu machen. Um drei Uhr morgens verlassen wir den Bus und müssen im Dunkeln einen Berg hochstapfen. Wir alle sind müde, hungrig und erschöpft. Schwerbepackt einen Berg hochzulaufen hebt unsere Stimmung nicht besonders, aber In der Airbnb angekommen sind doch alle zufrieden. Es ist klein, aber fein und eine lange heiße Dusche lässt mich die Busfahrt schnell wieder vergessen.

28Sept
2020

Taxi Fahrt

Angsterfüllt halte ich die Hand von Chee. Wir müssen ein Taxi nehmen, weil nach Mitternacht die U-Bahn nicht mehr fahren. Aber ich wäre lieber 3 Stunden nach Hause gelaufen, statt hier mein Leben zu riskieren. Den Satz der Kunde ist König scheint man hier anders zu verstehen. In einem Affenzahn braust unser Fahrer durch die Straßen und legt bei jeder roten Ampel eine Vollbremsung hin. Ich fühle mich wie in einer Achterbahn. Am schlimmsten sind die kleinen Huckel, über die unser Taxi regelrecht fliegt und die meinen Magen wild durch meinen Körper hopsen lassen. "Ich glaub mir ist schlecht", wisperst mir Chee zu. Entsetzt starre ich sie an. "Bitte nicht kotzen", denke ich und halte ihre Hand fester. Verärgert, dass das Auto vor uns nicht bei Grün sofort aufs Gas drückt, betätigt unser Fahrer mehrfach die Hupe. „Bitte lass diese Fahrt ohne Unfall enden“, bete ich mit geschlossenen Augen. Wieder auf festen Boden angekommen bedanke ich mich bei allen koreanischen Schutzgeistern und wanke auf wackeligen Beinen nach Hause. So schnell möchte ich nicht wieder Taxi fahren!

27Sept
2020

Bukchon Hanok Village (북촌한옥마을)

Heute ist der Geburtstag von Izzy. Als Geschichtsstudentin möchte sie sich etwas Historisches anschauen.  Nach einem leckeren Geburtstagsbrunch begeben wir uns in das Hanok Dorf. Traditionellen Häuschen und engen verwinkelten Gassen reihen sich hier aneinander. Tatsächlich wohnen hier aber Leute, weshalb an den Ecken Koreaner stehen und uns darauf hinweisen leise zu sein. Das zerstört die Magie des Ortes etwas, aber sehenswert ist es allemal. Auch das Hanok Dorf scheint ein beliebter Ort für Paare und Fotomotive zu sein. Nicht selten schlendern Paare im Hanbok und mit Selfie Stick umher. Die Atmosphäre in einem Foto einfangen kann ich leider nicht, denn ständig laufen mir Menschen in das Bild. Aber glücklich schätzen kann ich mich trotzdem. Momentan kommen soweit ich weiß nur Menschen mit einem Langzeit Visa ins Land. Was mir jetzt wie viele Menschen vorkommt, ist normalerweise von Touristen geradezu überlaufen. Ein kleiner Bonus von Corona.

Eine belebtere Version des Dorfes ist nur ein paar Straßen weiter zu finden. Hier reiht sich ein ausgefallenes Restaurant an ein anderes. Wasserfällen, Schwimmbecken, Blumengirlanden und wahre Pflanzendschungel blicken einem entgegen. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Ich habe noch nie so viele Restaurants auf einem Fleck gesehen. Im Dämmerlicht wird alles noch romantischer. Die Koreaner scheinen wahre Meister im Schaffen von Romantischen-Orten zu sein.

 

21Sept
2020

Sternenstaub

Etwas müde verfolge ich den Unterricht. Entstehung von Sternen und Planeten. Als der Professor jedoch anfängt ellenlange Formeln zu erklären schweife ich ab. Ich hätte Lust zu Ikea zu fahren und mein Zimmer zu dekorieren. Aber Geld für etwas auszugeben, dass später nicht in meinen Koffer passt ist wahrscheinlich sinnlos. Es gibt hier nur so unglaublich viele ästhetische Sachen. vielleicht kann ich ein oder zwei Postkarten an die Wand kleben. "Zum Abschluss kann ich euch noch eine romantische Geschichte erzählen", ertönt die Stimme meines Professors aus meinem Computer. Mit neu erwachtem Interesse wende ich Ihm meine Aufmerksamkeit zu. "Bis heute wissen wir nicht genau, wie Leben entstanden ist. Aber während Supernovas und Sternenfusion sind Elemente hervorgegangen, aus denen auch wir entstehen. Also kann man sagen wir sind aus Sternenstaub gemacht", erklärt er uns. Eine romantische Vorstellung. Ich muss schmunzeln. Das vergeht mir aber wieder nachdem ich den Wäscheberg neben meinem Schreibtisch sehe. Willkommen in der Realität Sternenstaubmädchen. 

19Sept
2020

Ein Tag im Palast

Einen Ort den man unbedingt in Seoul besuchen muss, ist der Palast. Oder besser gesagt einen der Paläste, denn es gibt mehrere. Genau das haben wir heute vor. Wir entscheiden uns für den Gyeongbokgung Palast (경복궁). Erbaut in 1395 ist der nördlichste Palast, der größte sowie einer der schönsten fünf Paläste. Ein Geheimtipp, um kostenlos in den Palast zu kommen, ist das Tragen eines Hanboks.

Ein Hanbok ist die traditionelle Kleidung Koreas, der heute noch zu festlichen Anlässen wie Hochzeiten oder Feiertagen getragen wird. Mit meiner Mädels Gruppe spazieren wir in einen Hanbok-Verleih. Die Ladenbesitzerin begrüßt uns begeistert. Überall hängen lange Röcke in allen möglichen Farben und Mustern von der Decke. Die Auswahl ist schier unglaublich. Ich entscheide mich letztendlich für einen Blauen Rock mit Gold Verzierungen und weißen Blumen. Die Ladenbesitzerin wählt eine passende Bluse aus und hilft uns beim Überstreifen der Reifröcke. Es ist tastsächlich sehr bequem und luftig genug für das warme Wetter. Der Rock ist vielleicht etwas kurz, denn man kann meine Sandalen sehen, aber das ist immer noch besser als die Turnschuhe, die andere dazu tragen. Wir bekommen noch eine passende Tasche in die Hand gedrückt, ein mit Ornamenten verzierten Haarreifen und los geht’s.

Acht Ausländische Mädchen in farbenfrohen Hanboks sind nun wirklich ein Anblick. Schnatternd laufen wir durch das Palastgelände. Ich muss zugeben, soviel habe ich tatsächlich nicht vom Palast gesehen, denn wir haben fast nur Fotos voneinander gemacht. Vor den grün-rot bemalten Mauern und Pavillons posieren wir und werden nicht selten von anderen Touristen gefragt mit ihnen Fotos zu machen. Während wir mit hochgerafften Röcken einige Treppenstufen erklimmen, werden wir auch von einem Fotographen angesprochen. Ob er uns nicht fotografieren dürfte fragt er uns. Wir stimmen zu und nehmen am Ende wirklich schöne Fotos mit. Am Nachmittag will ich den Hanbok gar nicht mehr ausziehen, so gut hat er mir gefallen. Eine wirklich schöne Erinnerung.

 

13Sept
2020

943 KING’S CROSS: HARRY POTTER CAFE

Heute bin ich wiedermal mit meinem koreanischen Tandempartner Hani verabredet. Als er mich fragt, was ich gerne machen möchte, lächle ich ihn verschmitzt an. Vor ein paar Tage habe ich zufällig entdeckt, dass es ein Harry Potter Café in Seoul gibt. Als ein großer Fan, muss ich da natürlich hin. Im Stadtteil Hongdae angekommen bin ich allein schon von der Fassade begeistert. Ein hohes Gebäude mit gelben Backstein und Besen blickt uns entgegen. Der arme Hani muss auch gleich Fotos von mir machen. Das Menü des Restaurants ist auch magisch und die Getränke sind farbenfroh und süß. Das Café ist mehrstöckig und jeder Raum hat ein anderes Thema. Man kann sogar eine Hogwarts Uniform anziehen und Bilder vor einem geschmückten Tannenbaum machen. Ich bin hellauf begeistert. Wenn Hongdae nicht 50 Minuten von meiner Wohnung entfernt wäre, würde ich hier jeden Tag zum Lernen herkommen und die Harry Potter Musik genießen. So etwas brauchen wir definitiv in Berlin!

12Sept
2020

Ein Tag in Incheon

Etwas verschlafen schaue ich aus dem Zugfenster. Wir sind unterwegs nach Incheon, einer Hafen- und Industriestadt an der Nordwestküste Südkoreas. Eine der anderen Austauschstudentinnen hat diesen kleinen Tagestripp für uns geplant.

Unser erster Halt ist China Town. Und obwohl es erst 10:30 Uhr ist, essen wir in einem chinesischen Restaurant Mittag. Es ist ein verregneter Tag, aber die Farben der Wandmalereien in der Farytail Village sind sehr lebendig.

Auf dem Weg zum Hafen probieren einige Mädels geröstete Käfer und Schnecken, sowie einen sich noch bewegenden Oktopus. Der Oktopus ist schon tot, aber die Muskeln scheinen noch zu zucken. Man muss ihn sehr vorsichtig kauen, damit sich kein Tentakel an Mund oder Zunge festsaugt. Ich gebe mich allerdings damit zufrieden, den anderen fasziniert zuzuschauen.

Bevor wir nach Hause fahren, besuchen wir noch einen kleinen Rummel und kaufen Karten für eine Schiffsachterbahn. Was von weitem wie eine Achterbahn für eine Kinder aussieht, stellt sich als wirklich furchterregend heraus. Mein Magen hops wie wild und als wir beinah senkrecht dem Boden entgegenblicken, schreie ich mit den anderen um die Wette. „Ich will hier runter, ich will hier runter, ich will hier ruuuuunterrrrrr!!!“, denke ich angsterfüllt. Endlich wird sie langsamer und auf wackeligen Beinen begeben wir uns zum Ausgang. Keiner möchte nochmal auf die Schaukel.

11Sept
2020

Kochen bei einer Koreanischen Familie

Joon, ein koreanischer Buddy, hat uns für heute zum Kochen eingeladen. Zu dritt finden wir uns bei ihm zu Hause ein. Seine Mutter wartet bereits am Eingang auf uns. Höflich verbeugen wir uns zu Begrüßung und stellen uns in mehr oder weniger gut auf Koreanisch vor.

Lachend winkt uns Joons’s Mutter uns ins Wohnzimmer. Interessiert schaue ich mich um. Es ist das erste Mal, dass ich die Wohnung einer koreanischen Familie sehe. Die Küche und das Wohnzimmer sind ein zusammenhängender Raum. Alles ist relativ minimalistisch eingerichtet und nicht ein Staubkorn ist zu sehen. Über dem Klavier prangt ein großes Familienfoto. Es ist ein Foto, dass man oft in koreanischen Filmen oder Serien sieht. Die Eltern sitzen auf zwei Stühlen und hinter ihnen lächeln Sohn und Tochter, die stolz ihre Schuluniform tragen, in die Kamera.

Es gibt Kimchi-Eierkuchen. Während ich den Teig umrühre, muss ich mit Erschrecken feststellen, dass nicht nur Kimchi im Teig verrührt ist, sondern auch mehrere Tentakel. „Lena, du musst dich jetzt einmal in deinem Leben zusammenreißen!“, mache och mir in Gedanken selber Mut. Selbstverständlich sage ich nicht, dass ich keine Meerestiere mag, denn schließlich wäre das super unhöflich. Also Augen zu und durch.

Glücklicherweise habe ich größtenteils Gemüse in meinen Eierkuchen. Das kleine Tentakelstück, schlucke ich einfach ohne zu kauen runter. Als Hauptgang bekommen wir verschiedene kleiner Gemüsegerichte, Reis und eine Sojabohnen-Suppe und anschließend Früchte.  Es ist himmlisch.

Während wir essen redet Joon’s Mutter Koreanisch mit uns. Es ist so eine schöne Atmosphäre, dass ich fast wünschte, ich hätte eine koreanische Gastfamilie. Hier würde ich mein Koreanisch definitiv verbessern. 

Wir bedanken wir uns überschwänglich. Als ich der Mutter anbiete, beim Abwaschen zu helfen, werde ich jedoch lächelnd aus der Küche gewinkt.  

07Sept
2020

Kurssuche

Frustriert klicke ich mich durch das Kursprogram der Seoul National University. Meinen Ozeanografie-Kurs werde ich wohl nicht machen können. Es ist - nicht wie gedacht - ein Einführungskurs in die Thematik, sondern eher ein Seminar für Studenten, die ihre Masterarbeit über Ozeanografie schreiben. Sinnvoll wäre der Kurs für mich nicht, meinte der Professor. Enttäuscht bin ich schon etwas. Es gibt nur sehr wenige Kurse, die auf Englisch angeboten werden und mich die mich auch interessierten.

Eigentlich wollte ich Kurse über Luftverschmutzung und Luftchemie belegen. Die werden aber nur auf Koreanisch angeboten ... sprachlich zu herausfordernd für mich. "Astronomie" und "Einführung in unser Universum" klingen interessant. Als ich mich aber virtuell on den Kurs begebe, werde ich gleich von der Dozentin angeschrieben. Sie teilt mir mit, dass der Kurs nur für Astrophysiker geeignet wäre. Prima.

"Bodenwissenschaften" klingt auch spannend. Der Kurs ist schon voll, doch ich schreibe dem Professor trotzdem eine E-Mail. Prompt kommt eine Antwort. Er freue sich über mein Interesse, der Kurs sei jedoch auf seinen Fachbereich beschränkt und andere Studenten könnten bedauerlicherweise nicht daran teilnehmen. Ich verstehe zwar nicht, warum mein Fachbereich nicht passt, aber diskutieren bringt hier nichts. Also suche ich weiter. Als Hintergrundmusik habe ich inzwischen

Um keinen kleinen Wutausbruch zu bekommen, mache ich mir Zen-Musik an. Schließlich entdecke ich den Kurs „Einführung in Smart Cities“. Die Stichworte ‘Umwelt‘, ‘Erneuerbare Technologien‘ und ‘Interdisziplinär‘ klingen vielversprechend. Der Kurs ist weitaus wirtschaftlicher angehaucht, als ich es gewohnt bin, aber ich bin doch schließlich hier um meinen Horizont zu erweitern, oder?

06Sept
2020

I'm happy I'm here

Ein kühler Wind weht mir entgegen. Obwohl es tagsüber noch bis zu 27°C sind, kann es abends doch schon etwas frisch werden. Ich bin mit anderen Austauschstudentinnen zusammen und wir schauen uns ein bisschen die Stadt an. Ich habe das Gefühl, dass in Seoul erst abends richtig was los ist. Läden und Cafés haben oft bis 22:00 Uhr und länger auf und auch sonntags kann man ohne Probleme einkaufen gehen.

Der Himmel färbt sich langsam rosa und wir gehen in ein japanisches Restaurant. Ich bestelle ein schnitzelähnliches Gericht und ich es schmeckt himmlisch. Zu Hause mache ich mir kaum Fleisch. Ja, zu Hause .... so langsam fühle ich mich nicht mehr fremd hier. Es fühlt sich immer mehr wie ein Zuhause an.

Leise Jazzmusik ertönt aus einem Café und ein süßer Hund liegt auf der Türschwelle. Am liebsten würde ich hineingehen und ihn knuddeln. Aber die anderen Mädels ziehen mich in einen Schmuckladen. Ich schaue mich um, denn ich bin mir sicher, dass meine Schwestern ein kleines Souvenir aus Korea von mir erwarten.

Wenn ihr euch alles aussuchen könntet, was würdet ihr am liebsten aus Korea haben? Inspiriert mich mit euren Ideen!

05Sept
2020

Wandertag

Schweratmend stütze ich mich an einem Baumstamm ab. „Das war eine ganz schlechte Idee!“, denke ich, während ich mir den Schweiß vom Gesicht tupfe.

Angefangen hat es mit einer harmlosen Frage, ob ich eine kleine Wanderung mitmachen will. Zwei Stunden sollte das bis zu einem kleinem Berg in der Nähe der Universität dauern.

Von wegen klein! Mir brennen die Oberschenkel! Wir sind seit drei Stunden unterwegs und noch nicht oben angekommen. Dass wir dann auch wieder runtermüssen … daran versuche ich gar nicht erst zu denken. Ich beiße die Zähne zusammen und konzentriere mich darauf nicht hinzufallen.

Der Weg ist übersät mit kleinen Felsbrocken und Wurzeln, über die nicht selten auch kleine Rinnsale fließen. Eigentlich eine schöne Umgebung, wenn man nicht jederzeit befürchten müsste, auszurutschen und sich den Hals zu brechen.

In einem Affenzahn flitzen mehrere Rentner an uns vorbei. Entgeistert starre ich ihnen nach. „Das machen die wohl jeden Tag.“, unkt ein anderer Austauschstudent. Ich nicke nur sprachlos. Am Ende des Aufstieges erwarten uns Treppen. Viele Treppen. Sehr viele Treppen. Ich lache verzweifelt.

Oben angekommen, ist die Aussicht aber wirklich schön. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schön, deshalb seht selbst. Atemberaubend, oder?

Für den Rückweg nehmen wir zum Glück eine kürzere Route. Zuhause bin ich fix und fertig. Das war mein Workout für den ganzen Monat. Mehr mache ich ganz sicher nicht mehr. 

04Sept
2020

Pfannkuchen, Schweinefüße und ein rotes Kreuz

Glücklich summend drehe ich meinen Eierkuchen in der Pfanne um. Wenn es eine Sache gibt, die ich nicht missen mag, dann sind es Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade, Nutella oder Apfelmus.

Akari kommt in die Küche geschlurft und gesellt sich zu mir. Sie ist meine neue Mitbewohnerin, kommt aus Japan und arbeitet seit einem Jahr  als Friseurin. Perfekt, denn ich kämpfe schon seit einer Ewigkeit mit meinen trockenen, strohigen Haaren. Vielleicht kann sie mir ein paar Tipps geben.

Wir setzen uns an den großen Küchentisch und quatschen. Oder versuchen es zumindest. Akari spricht leider kein Englisch und mein Koreanisch ist in solch spontanen Situationen unglaublich schlecht. Aber wir lachen trotzdem miteinander und ich genieße die Gesellschaft. Abends bin ich mit anderen Austauschstudenten verabredet. Wir bestellen Schweinefüße. Ich bin heilfroh, keine Schweinefüße im Stück vorgesetzt zu bekommen, sondern ganz normal aussehendes Fleisch.

Auf dem Nachhauseweg vom Campus laufe ich an einer seltsamen Kirche mit einem rotleuchtendes Kreuz vorbei. Ein bisschen gruselig. Ich mache, dass ich nach Hause komme.

01Sept
2020

Flohmarkt und Regentage

Es ist Dienstag und ich habe nicht wirklich etwas zu tun, denn mein Unterricht beginnt erst morgen. Kurzfristig verabrede ich mich mit Sang, einem meiner Tandempartner. Zusammen gehen wir durch die verwinkelten Gassen von Seoul. Die Gegend nahe der Dongmyo-Station erinnert mich etwas an einen Flohmarkt. Secondhandläden, Antiquariate und Läden voller Krimskrams gibt es hier in Hülle und Fülle. Ich lasse mich dazu überreden, koreanische Würstchen (순대), Dumplings und sogar etwas Reiswein (막걸리) zu probieren. Der Reiswein schmeckt scheußlich und ich schiebe Sang unauffällig meine Schale rüber. Die Würstchen sind auch nicht so meins, aber aus Höflichkeit esse ich ein paar. Die Dumpings dagegen sind super lecker.

Später laufen wir noch die so genannte Wasserstraße entlang. Etwas tiefer gelegen als die Straße und umgeben von Grün, ist sie ein wirklich schöner Weg, um durch diesen Stadtteil zu laufen. Wir sehen Fische, Enten und einen Reiher und Sang nennt mir die koreanischen Namen der Tiere, aber ich kann sie mir so schnell nicht merken.

Den Rest des Tages regnet es und die Straßen verwandeln sich in ein Meer aus Regenschirmen. Und überall in den U-Bahnhöfen stehen Händler, die welche verkaufen.